Unabhängigkeit und Neustaatlichkeit
Die Ereignisse des Augustputsches in Moskau besiegelten den Prozess des Zerfalls der Sowjetunion. Im August 1991 war die politische Einflussnahme der kommunistischen Partei enorm eingeschränkt. Daraufhin, am 19. September 1991 verabschiedete der Oberste Rat der BSSR das Gesetz zur neuen Namensgebung des Landes: aus der Belorussischen SSR wurde die Republik Belarus oder kurz Belarus.
Am 8. Dezember 1991 fand ein Treffen dreier Staatsoberhäupter in der Regierungsresidenz Wiskuli im Belowezha-Urwald statt. Boris Jelzin (Russland), Stanislaw Schuschkewitsh (Belarus) und Leonid Krawtschuk(Ukraine) erklärten den Vertrag von 1922 für aufgehoben und gründeten einen neuen internationalen Staatenbund: die Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS).
Im Jahr 1992 wurde die nationale Währung (belarussischer Rubel) eingeführt und bis 1993 wurde Belarus kernwaffenfrei.
Für die Verankerung der Souveränität spielte die Verabschiedung der belarussischen Verfassung vom 15. März 1994 eine besondere Rolle. Infolge der ersten Präsidentenwahl im Juli 1994 übernahm Alexander Lukaschenko die Regierung des Landes.
In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts bekam das belarussische Volk seine politische Selbstbestimmung. Belarus wurde zum ersten Mal ein souveräner Staat und bekam seine Selbstständigkeit auf der Weltbühne.
Im Jahr 1995 unterschrieb Belarus den Vertrag der Freundschaft und Zusammenarbeit mit Russland und markierte auf diese Weise die politische Ausrichtung und Entwicklung für die Zukunft.
Durch das Referendum vom Jahr 1995 änderten sich die belarussischen nationalen Symbole, aber die Grundlage der neuen Staatssymbole blieben die sowjetischen Wappen. Außerdem bekam der Staat neue Staatssymbole hinzu, und zwar das Wappen „Pahonia“ und die weiß-rot-weiße Flagge.
Die beiden Sprachen (Belarussisch und Russisch) wurden gleichwertige Staats- und Amtssprachen.
Am 24. November 1996 fand das Referendum zur Änderung der Verfassung statt, das vom belarussischen Präsidenten initiiert wurde. In Folge des Referendums veränderte sich die Struktur der gesetzgebenden Gewalt. Statt dem Obersten Rat wurde ein neues Zweikammerparlament gebildet, die Nationalversammlung. Außerdem wurde Belarus im Zuge des Referendums stärker präsidial ausgerichtet. Diese Veränderung des Staatssystems ging einher mit Protesten, aufgrund dieses Referendums sammelten oppositionelle Abgeordnete Unterschriften, um ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten zu initiieren.
Das nächste Referendum (Oktober 2004) hob die Begrenzung der Amtszeiten des Präsidenten aufgehoben auf. Heute regiert Alexander Lukaschenko in seiner fünften Amtszeit.
Im November 2009 unterschrieben die Präsidenten von Belarus, Russland und Kasachstan Vertragsgrundlagen über die Gründung einer Zollunion, die im Jahr 2014 ins Leben gerufen wurde, um Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Ländern zu erleichtern und auszubauen. Die heutige Eurasische Wirtschaftsunion (EAWU).