Kategorie
Land und Leute / Geschichte
Zeitraum
ganzjährig
Dauer
2-Tagestour
Ort
Iwje, Nowogrudok
PREIS auf Anfrage
im Preis enthalten
Shuttle Flughafen - Nowogrudok und zurück
1 Übernachtung
Frühstück und eine weitere warme Mahlzeit pro Tag
deutschsprachige Reiseleitung
gemieteter PKW
nicht im Preis enthalten
Flug- bzw. Zugtickets
Trinkgelder
weitere Mahlzeiten
Krankenversicherung
Vielfalt der Religionen in einem kleinen Land

Ein Wesensmerkmal der Belarussen ist ihre grenzenlose Toleranz, die das friedliche Zusammenleben verschiedener Religionen, Nationalitäten und Kulturen sicherstellt. Als ein hervorragendes Bespiel dafür gelten zwei Städte im Westen des Landes: Novogrudok (Navahrudak) und Iwje (Iŭje). Seit sechs Jahrhunderten kommen dort Orthodoxe, Katholiken, Muslime und Juden gut miteinander aus. 

Ihre Exkursion beginnen Sie mit einem Besuch des Gottesdienst in der katholischen Kirche Farny in Nowogrudok, der täglich um 8 Uhr beginnt. Der Gottesdienst wird in zwei Sprachen abgehalten, auf belarussisch und auf polnisch. Der belarussische Katholizismus entspringt aus Polen, deswegen werden die Katholiken in Belarus auch Polen genannt. Und es ist tatsächlich so, viele von ihnen haben polnische Wurzeln. Der Priester Jan erzählt Ihnen gerne mehr zur Geschichte des Katholizismus und dessen Koexistenz mit den anderen Religionen. Der Priester ist ein passionierter Geschichtsliebhaber, der sich oft selbst auf die Suche nach historischen Artefakten in Nowogrudok und Umgebung macht. Seine Sammlung archäologischer Funde, die er in der Kirche und im Nonnenkloster aufbewahrt, zeigt er Ihnen gerne. 

Im Anschluss besuchen Sie die orthodoxe Kirche des heiligen Nikolai. Die Kirche ist ein Denkmal des Spätbarock, das im pseudo-byzantinischem Stil umgebaut wurde. Die meisten Gläubigen in Belarus sind orthodoxen Glaubens, im Westen des Landes überwiegen allerdings die Katholiken. Danach lernen Sie Mullah Jakub kennen, der der geistliche Oberhaupt der Tataren in Nowogrudok ist. Die Tataren wurden Ende des 14. Jahrhunderts vom Großfürsten Witaut eingeladen, da sie den Ruf hatten gute Kämpfer zu sein. Witaut war auf ihre Hilfe und Unterstützung in der Schlacht bei Tannenberg (1410) angewiesen. Seit dieser Zeit siedelten Tataren in der Region und integrierten sich in die Gesellschaft. Der Mullah erzählt über seine kleine Gemeinde mit circa 150 Mitgliedern, ihre Feste und Traditionen. Ihr Treffen findet in der Moschee statt, die ihre eigene interessante Geschichte hat. Sie wurde im Jahr 1855 gebaut und war bis zum Jahr 1953 Gotteshaus. Dann beschlagnahmten die Bolschewiki die Moschee und funktionierten sie in ein Wohngebäude um. Nach der Auflösung der Sowjetunion wurde die Moschee den Gläubigen zurückgegeben. Mit vereinten Kräften wurde die Moschee umgebaut und erhielt wieder ihre ursprüngliche Form. Jakub fährt mit Ihnen im Anschluss noch zu einer anderen Moschee in Iwje, wo Sie freitags um 13 Uhr den islamischen Gottesdienst besuchen können. Dafür dürfen Sie aber tags zuvor keinen Alkohol trinken. Die Moschee ist in zwei Räume geteilt, im ersten beten die Männer, in dem zweiten die Frauen, um ihre Gedanken und Ansichten nur auf Gott richten, und nicht aufeinander. Der Gottesdienst wird auf Arabisch durchgeführt. Die belarussischen Tataren haben im Laufe von sechs Jahrhunderten ihre Muttersprache, das Tatarische, weitgehend verloren, aber alle verstehen ein wenig Arabisch, um den Koran zu lesen. Gleich hinter der Moschee sehen Sie viele Gewächshäuser mit Tomaten. Der Tomatenanbau gilt heute in Iwje als typisch tatarische Tätigkeit. Ursprünglich übernahmen die Tataren diese Tätigkeit von den Juden. Anfang des 20. Jahrhunderts machten Juden über 80 Prozent der Bevölkerung in Iwje aus. Nach dem zweiten Weltkrieg verließen auch die letzten noch übrig gebliebenen die Stadt. Heute kann man Spuren ihrer Kultur und Religion im örtlichen ethnographischen Museum studieren. Jüdische Spuren sind auch in der Architektur der Stadt zu sehen, besonders auf der Straße, die von der katholischen Kirche der heiligen Peter und Paul zum Stadtzentrum führt. Dort auf dem Hauptplatz steht nicht wie sonst in vielen ehemaligen sowjetischen Städten eine obligatorische Leninstatue, sondern ein einzigartiges Denkmal, das den vier Konfessionen gewidmet ist. Jede Seite des Denkmals ist auf die jeweilige Kirche bzw. Bethalle gerichtet.

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